Vor einigen Wochen war der Bochumer Lokalpresse zu entnehmen, dass auf Diskussionsplattformen der Stadt Bochum gefordert wird, das Sponsoring öffentlicher Unternehmen für den VfL Bochum einzustellen. Nun wurde im Umfeld des Vereins ein Aufruf gestartet, der die Oberbürgermeisterin sowie die Bochumer Bürger/innen auffordert, diesen Forderungen nicht nachzugeben. Die Fanclubs des VfL wurden gebeten, diesen Aufruf zu unterstützen. Als in Berlin ansässiger Fanclub können wir diesen Aufruf nicht unterzeichnen, weil wir es unredlich fänden, als in Berlin lebende Bürger/innen über Fragen zu befinden, die ausschließlich in der Souveränität der Bochumer Bürger/innen liegen. Es ist nun einmal „Bochumer Geld“, über das hier gestritten wird.
Aber wir wollen uns auch nicht meinungslos aus der Affäre ziehen, sondern ein vielleicht nicht ganz unwichtiges Argument beisteuern. Als Bürger/innen Berlins müssen wir es erdulden, dass das Land Berlin, öffentliche Berliner Unternehmen oder in andere Berlin ansässige öffentliche Unternehmen und Institutionen die Bundesligavereine Berlins unterstützen. Hertha BSC hat mit der Deutschen Bahn (und einer Unterstützung von 5,5 Mio. Euro in der letzten Saison in direkter Konkurrenz zum VfL) einen potenten öffentlichen Hauptsponsor. Zudem wurde in der Krisensaison 2009/10 Hertha BSC die Miete für das Olympiastadion gestundet, wobei bereits der öffentlich finanzierte Umbau mal locker 242 Mio. Euro gekostet hat. Auf der Sponsorenliste der Hertha findet sich zudem die Bundeswehr. Auch der 1. FC Union Berlin will sein Stadion weiter modernisieren. Für die Haupttribüne schießt das Land Berlin 3 Mio. Euro zu, die DKB-Bank angeblich 6 Mio. Euro. Diese Bank wiederum gehört der Bayern LB, auch ein öffentliches Unternehmen. Und auf der Liste der Premium-Sponsoren von Union Berlin stehen u.a. die Berliner Stadtreinigung, die Messe Berlin und die Berliner Flughäfen, alles keine privatwirtschaftlichen Unternehmungen.
Man könnte das alles auch für andere Städte durchspielen und dies als öffentliches „Wettrüsten“ ansehen. Natürlich ist der Profifussball eine Branche, der öffentlicher Unterstützung nicht zwingend bedarf. Letztlich muss sich aber jede Stadt, die Heimat eines Proficlubs ist (und davon auch wirtschaftlich profitiert) die Frage stellen, ob sie sich im Alleingang dieser Logik entziehen kann. Der VfL hat derzeit schon einige sportliche und wirtschaftliche Probleme. Dass er diese nicht lösen kann, wenn sich die Stadt Bochum einseitig der öffentlichen Unterstützung entzieht, liegt auf der Hand. Freuen würde das in erster Linie die Städte und Vereine, die an ihrer Zusammenarbeit festhielten. Wir zumindest vermuten, weiter für Hertha und Union „zahlen“ zu müssen.
Jörg Deml, Sven Jansen, Benjamin Mikfeld, Julia Möller
(für den Vorstand des VfL-Fanclub „Bochumer Botschaft“)