Der letzte Samstag hat gegen Stuttgart einen knappen und nicht von allen erwarteten Sieg gebracht. Wobei unklar ist, ob unsere Jungs dies der ausgedehnten Halbzeitpause zu verdanken hatten; vielleicht weil sie Zeit hatten, alle von den Stuttgarter Fans geworfenen Schokotaler zu essen. Die wohl längste Bundesliga-Pause der Welt hatte ihre Ursache auch im Verhalten der Stuttgarter (Ultra-)Fans. Sie haben die Bochumer Ordner ausgetrickst und ihr Banner verbotenerweise über ein Fluchttor gehängt. Weil den Ultras ihre Tücher aber noch heiliger sind als dem Christenmenschen das Grabtuch von Turin, durfte es kein Fremdgläubiger berühren und so musste man sehr lange verhandeln, um einen Kurven-Dschihad zu verhindern. Bis heute wird dieses – für Freund*innen subtiler Metaphern – „Bannergate“ noch im Boulevard verhandelt. Wollte der VfL nur einen Abbruch provozieren (so „BILD“)? Hat vielleicht auch Ottokar Wüst Kennedy ermordet? Wer weiß das schon. Könnte ja sein.
Sonntag gegen Ixodida
Nun geht es am Sonntag zum Spiel in eine Stadt und zu einem Verein, dessen Namen auszusprechen man in Teilen des Ruhrgebiets auch nicht mag, oft sogar als achte Todsünde versteht. Daher gibt es Behelfsbegriffe aus dem Bereich der Entomologie. Sich zart belustigend über zuweilen schwarz-gelb geringelte Spielerstutzen kann man sie nach einer Comicfigur aus der Gruppe der Anthophila bezeichnen. Böser, aber beliebter ist es, sie nach der Ordnung der Ixodida zu benennen. Aber auch geografische Bezeichnungen sind möglich. Es läge nahe, von Castrop-Rauxel-Süd zu sprechen, zumal dies bekanntermaßen nur der lateinische Name für Wanne-Eickel ist. Doch in Anbetracht der engen Bindungen ins traktorprotestierende Südwestfälische nennt man sie Lüdenscheid-Nord. Es bleibt ein dritter Begriff, den das schlaue Internet auf Latein als „filius canis“ ausgibt. Offen bleibt, ob die Römer das wirklich so sagten. Eine Rückübersetzung ins Deutsche ergibt ein Wort, das zwar ähnlich klingt, aber nur etwas ähnliches meint.
Seit unserem Wiederaufstieg gab es gegen diesen nächsten Gegner drei ganz besondere Spiele. Erstens natürlich den epochalen 4:3-Auswärtssieg im Aufstiegsjahr, der uns den Klassenerhalt gesichert hat. Zweitens das 1:1 in der letzten Saison, der diesem Gegner die Meisterschaft vermiest hat. Und drittensdas Hinspiel in dieser Saison (auch 1:1), bei dem der gegnerische Verein sich ganz böse vom Schiedsrichter behandelt gefühlt hat. Was die Frage aufwirft, was nun der lateinisch-botanische Name für „lächerliche Heulsusen“ ist.
Zum Personal: Während sich der benachbarte Gegner Jadon Sancho nochmal kurz wieder von Manchester United ausgeliehen hat, gibt es beim VfL transfermäßig nix Spannendes. Gut, gerüchteweise kommt Alt-Torwart Andreas Luthe als Backup zurück. Und Gerrit Holtmann wurde nach Darmstadt weiterverliehen, Jordi Osei-Tutu wiederum nach Griechenland zu PAS Giannina. Wir treten also mit unserem „Sommerkader“ an, in dem Bernardo (Gelbsperre) und Keven Schlotterbeck (Muskel) fehlen werden.
Das nächste Spiel: Verbotenes Wort – VfL Bochum 1848 – Sonntag, 28. Januar 2024, 17:30 Uhr, Junction Café