Ich kann leider nichts dafür. Ich bin in Bochum aufgewachsen und habe den VfL im übertragenen Sinn mit der Muttermilch aufgesogen. Ich hatte nie eine andere Wahl. Ich wurde zum VfL-Fan ungefähr zeitgleich mit meiner Einschulung in den späten 1970ern. Zur Einschulung hatte ich ja auch keine Wahl.
Viele andere unserer Fanclub-Mitglieder (für die das nicht so gilt) dürften sich jedoch aktuell wieder fragen: Warum, verdammte Axt, habe ich mir eigentlich diesen bekloppten Verein ausgesucht?
Rückblick auf Samstag:
- 15.00 Uhr: Das Junction Café platzt schon jetzt aus allen Nähten. So voll war es (bei VfL-Spielen) noch nie. Leute saßen auf dem Boden, der Fensterbank, auf von noch irgendwoher ergatterten Bierkisten. Einige kamen gar nicht mehr rein.
- 15:30 Uhr: Anpfiff. Angespannte Stimmung. Aber dank Lloyds Musikbegleitung zuvor „Bochum“ aus sehr vielen Kehlen.
- 15:36 Uhr: Tor für Bremen. Es bahnte sich an, dass der VfL aus eigener Kraft keine Rettung mehr hinbekäme. Danach sah es auch in der Folge nicht aus.
- 17:09 Uhr: Es steht 3:0 für Bremen. Der Ausgang unseres Spiels spielt de facto keine Rolle mehr. Da Mainz in Wolfsburg führte, richtete sich der Blick in die Alte Försterei, wo aber auch Union führte.
- 17:13 Uhr: Freiburg gleicht bei Union aus. Das wäre die Rettung.
- 17:21 Uhr: Diese verdammte Nachspielzeit. Elfer für Union. Einen hatten sie schon verschossen. Volland verschießt.
- 17:21:30 Uhr: Ausgerechnet Janik Haberer verwandelt den Nachschuss. Zwischenzeitlich jubelten alle. Unioner. Bochumer. Verwirrung. Doch leider Tor, Union gewann.
- 17:30 Uhr bis irgendwann Uhr: Schale für Leverkusen, schales Gefühl bei allen Bochumern. Das letzte Fiege noch alle machen, oder halt noch eins, Frustgespräche auf der Gneisenaustraße: Was gibt das in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf (ja, dieser Tziolis!)?
Rückblick auf Sonntag:
- Erste Halbzeit Zweite Liga: Gegnerbeobachtung. Düsseldorf gegen Magdeburg. Nach 20 Minuten führen die Rheinländer schon 2:0 (ja, dieser Tziolis!)
- Zweite Halbzeit: Konferenz. Pauli holt die Radkappe, Absteiger Rostock hat das Rad ab, weil es die eigene Bude aus Frust abfackelt.
Rückblick auf Montag:
- ca. 13:30 Uhr: Der VfL lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Mitten in einen Pfingstspaziergang platzt die Nachricht rein, der VfL habe Manu Riemann also nicht direkt suspendiert, aber dann irgendwie doch. Handy explodiert. Was ist los? (An weiteren Spekulationen und Gerüchten beteiligen wir uns hier nicht).
- ca. 15:30 Uhr: Biergarten an der Spree. Lese alles über Riemann-Gate. Sogar die Updates der „BILD“. Schlimm genug. Da fährt mit fröhlichen Leuten die „MS Fortuna!“ (mit Ausrufezeichen) vorbei. Ich wittere eine fiese Weltverschwörung gegen mich und meinen Verein.
Danach erwischte ich mich heute (trotz des oben Geschriebenen, wegen Muttermilch und so) zu fragen: „Manchmal frag ich mich, wie das Leben denn so wär, wenn es dich nicht gäbe….“ (ja was wäre dann, wäre das Leben echt keins mehr?)
Ausblick auf Donnerstag:
Spätestens morgen wird mir wieder klar: Nein, es wäre kein Leben ohne den VfL!
Die nächsten Tage werden nervlich brutal. Bitte keine neuen Hiobsbotschaften! Reißt euch zusammen, Mannschaft!
Am Donnerstag beim Hinspiel im Ruhrstadion geht es natürlich in erster Linie um den Klassenerhalt des VfL. Aber es geht nebenbei auch um:
- Westfälische Vernunft vs. Rheinische Überheblichkeit
- Bermuda-Dreieck vs. Die (nur) angeblich längste Theke der Welt
- Grönemeyer vs. Campino
Und da unser Lied „Bochum“ in diesem Jahr 40 wird, ist es eine schöne Gelegenheit, auch mal wieder diese eine Zeile laut zu gröhlen: „…wer wohnt schon in Düsseldorf?“
Wir müssen hoffen, dass sich unser Team ein (vor-)letztes Mal zusammenrauft und bevor es nicht nur in den Urlaub auseinandergeht, nochmal alles gibt.
Also: Wir stehen vor den zwei wichtigsten Spielen der jüngeren Vereinsgeschichte. Natürlich kann ein Abstieg immer passieren. Aber bitte (wenn es passiert) mit vollem Einsatz und Würde!
Hinweis für Mitglieder und Gäste: Mit unserer Wirtin haben wir besprochen, dass sie auch die beiden Relegationsspiele im Junction Café zeigen wird. Da es auch im Free-TV übertragen wird, haben wir keine Idee, wie voll es wird. Wir raten aber (siehe oben, letzter Samstag 15:00 Uhr, der Tag mit den Bierkästen) frühzeitig da zu sein.
Und Abstiegskampf ist ja sowieso im Kreise der Gleichgesinnten viel erträglicher als alleine auf der Couch!
Das nächste Spiel: VfL Bochum 1848 – Fortuna Düsseldorf, 23. Mai 2024, 20:30 Uhr, Junction Café